HPE sendet Brandbrief: EUDR gefährdet Betriebe
5. September 2025
Bad Honnef, 05. September 2025 – Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. warnt in einem Schreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer eindringlich vor den Folgen der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Die Verordnung braucht eine praxisorientierte Umsetzung, die sich an Branchenstandards orientiert und den Bürokratie-Aufwand im Rahmen hält, um die wichtige Zielsetzung des Waldschutzes zu erfüllen und Betriebe nicht unverhältnismäßig zu belasten.
Der HPE fordert Bundesminister Rainer dazu auf, sich für einen sofortigen Stopp der EUDR einzusetzen, bis eine praxistaugliche Lösung gefunden ist. HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner erklärt: „Die EUDR beweist eine exorbitante Praxisfremdheit bei gleichzeitigem regulatorischen Mikromanagement. Sie unterstützt Unternehmen nicht dabei, kostenoptimierte Produkte herzustellen, sondern zwingt sie dazu, alle Bereiche auf eine Struktur der optimierten EUDR-Erfüllung umzustellen. Klar ist, dass ohne grundlegende Nachbesserungen erhebliche Belastungen für die heimische Wirtschaft drohen – und das nicht nur für kleine und mittelständische Unternehmen der Holzpackmittelindustrie.“
Für eine Reduktion der unmittelbaren und mittelbaren Bürokratieaufwendungen setzt der Verband an mehreren Punkten an. Zentraler Kritikpunkt ist die fehlende Null-Risiko-Kategorie. Länder, in denen nachweislich kein Risiko für Entwaldung besteht – darunter Deutschland und andere EU-Staaten – sollten auch von den strengen Sorgfaltspflichten befreit werden. „Die Einführung der Null-Risiko-Kategorie würde den bürokratischen Aufwand absehbar reduzieren“, so Kirschner.
Die Verpflichtung zur Sammlung und Weitergabe sämtlicher Referenznummern im aktuellen Verordnungstext ist nicht nur ohne praktischen Nutzen, sondern stellt auch die Lagerlogistik vor erhebliche Probleme. Denn die Pflicht zur eindeutig nachverfolgbaren Zuordnung setzt eine vollautomatisierte Datenerfassung im Lager voraus. „Eine Investition, die für viele mittelständische Unternehmen nicht stemmbar ist“, warnt Kirschner. Die Nachverfolgung von Referenznummern im eigenen Betrieb macht zudem eine Kommissionierung der Materialien nach den Referenznummern erforderlich, anstatt z.B. nach Länge oder Format des Holzes. „Auch das ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und widerspricht jeder Betriebspraxis“, so Kirschner weiter.
Das neue System der Referenznummern ignoriert zudem, dass in der Holzpackmittelindustrie mit der ISPM15-Nummer schon jetzt ein bewährtes System zur Rückverfolgbarkeit von Produkten existiert. „Mit den neuen Referenznummer schafft die EU eine aufgeblähte Verwaltungsorganisation, die nicht nur jeder Betriebspraxis widerspricht, sondern auch wirtschaftlich keinen Sinn ergibt. In der Folge müssen von den Unternehmen weitere Verwaltungsjobs geschaffen werden, was den Fachkräftemangel am Produktiv-Arbeitsmarkt weiter verstärkt“, erklärt Kirschner. „Um das System zu entschlacken und bürokratische Doppelstrukturen zu vermeiden, empfehlen wir daher die ISPM15-Unternehmensreferenznummern auch für die Umsetzung der EUDR anzuerkennen.“
Holzpackmittel gelten als mobile Kohlenstoffspeicher. Gerade vor diesem Hintergrund ist es fatal, wenn die EUDR durch überzogene bürokratische Hürden genau jene Holzprodukte schwächt, die reparierbar und mehrfach wiederverwendbar sind und in der Kaskadennutzung recycelt oder energetisch verwertet werden können. „Statt praxisferne Belastungen aufzubauen, sollte die Politik die Holzpackmittelindustrie als Partner in der Erreichung der europäischen Klimaziele stärken“, so HPE-Geschäftsführer Kirschner abschließend.
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Großbehälter auf Holz-Schlitten und Exportverpackungskisten, Quelle: HPE
Zum HPE:
Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. feierte 2019 sein 150-jähriges Bestehen. Er ist ein Fachverband mit mehr als 420 überwiegend inhabergeführten Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittelindustrie, die etwa 80 % des Branchenumsatzes von rund 2,3 Mrd. Euro repräsentieren. Die Mitglieder des HPE sind Anbieter von Paletten, Packmitteln, Kabeltrommeln, Steigen und Spankörben aus Holz sowie Dienstleister aus den Bereichen Verpacken, Containerstau und Logistik. Der hochgerechnete Holzbedarf der Branche liegt – inklusive der Kleinbetriebe unter 20 Mitarbeitern – bei rund sechs Mio. Kubikmetern und damit ca. 25% des in Deutschland produzierten Schnittholzes.







